Nominierte Filme 2024

Für den „9. Weimarer Poesiefilmpreis“ wurden 479 Kurzfilme aus 51 Ländern eingereicht. Die Programmkommission hat 12 Filme für den Wettbewerb nominiert.


Screening und Preisverleihung:
Sa. 1.06.2024, 18 Uhr
im Lichthaus Kino (am Kirschberg, 4)

Die Playlist wird vom 31. Mai bis zum 15. Juni online sein. Beim Kauf des Tickets erhältst du das Passwort.
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09.01. Berkovich

Animation: Anya Ryzhkova

Text: Evgenia Berkovich

Deutschland 2024, 5:59 min

Der Film basiert auf einer Rede der russischen Theaterregisseurin Evgenia Berkovich. Zusammen mit der Dramaturgin Svetlana Petriychuk ist Evgenia Berkovich seit Mai 2023 wegen „öffentlicher Aufrufe zum Terrorismus“ inhaftiert und im Gefängnis. Am neunten Januar 2024, bevor das Urteil verkündet werden sollte, hielt sie ihre Abschlussrede in Gedichtform.

Les fleurs du mâle

Regie: Hadi Moussally

Text: Charles Baudelaire (1821-1867)

Spanien 2023, 3:49 min

Die mysteriöse Kreatur, Salma, erkennt, dass ihr Selbstsein Auswirkungen auf ihr Leben hat und dass sie niemals so akzeptiert werden wird, wie sie ist. So beschließt sie, den Schöpfer dieser Welt um Gnade zu bitten. Der Film wurde in Super 8 gedreht und In-Camera bearbeitet. Er wurde durch einen Brief inspiriert, den Charles Baudelaire an Kaiserin Eugenie schickte, nachdem er für sein Buch „Les fleurs du mal“ zensiert und bestraft wurde. Der Grund für die Verurteilung: Beleidigung der öffentlichen Moral und der guten Manieren sowie Beleidigung der religiösen Moral.

Ciel Ouvert

Animation: Annie St-Jean

Text: Andrée-Anne Fréchette

Kanada 2023, 2:10 min

Das Ende kündigt nur einen Anfang an. Ein Mann steht am Rande des Lebens, bereit, die Reise, die vor ihm in Form einer Schleife Gestalt annimmt, anzunehmen. Denn selbst wenn Routine unausweichlich erscheint, werden ihre tausendundein Töne enthüllt, freudig wie ein Kinderreim. Ciel Ouvert von Annie St-Jean bietet ein Karussell aus Filmfotografien, die schrittweise mit Aquarell beleuchtet werden und eine Reflexion über den unbemerkten Reiz des Verbalen (Text von Andrée-Anne Fréchette) und der Körpersprache (Performance von RémyGirard).

trains passing

Regie & Text: Ani Mrelashvili

Deutschland 2023, 10:00 min

Eine kleine Gruppe trifft sich jeden Mittwoch in einer Wohnung. Sie entspannen sich, machen Bewegungsübungen und bekommen die Aufgabe ein Dokumentargedicht zu schreiben. Als sie in den Prozess des Schreibens eintauchen, werden sie unerwartet von einem Fremden unterbrochen, der eigentlich auf der Suche nach einer Wohnung ist.

 

march 20/64 kalymnos

Animation: Susanne Wiegner

Text: Robert Lax (1915-2000)

Deutschland 2024, 7:30 min

Der Film basiert auf einem Gedicht von Robert Lax, das er auf der griechischen Insel Kalymnos 1964 geschrieben hat. Nach genau 60 Jahren stellt sich die Frage, wie das Gedicht heute in Bilder umgesetzt werden kann. Insbesondere unter dem Eindruck der Klimakrise, zu der wir alle beitragen und die auch ganz besonders Griechenland trifft.

 

We Are the Dinosaur

Regie: H. Paul Moon

Text: Bob Holman

USA 2023, 2:49 min

„Wir sind die Dinosaurier“ ist ein Klagelied über den Zustand des Planeten, das einem ahnungslosen Publikum vorgetragen wird, das scheinbar zufrieden gähnt und seinen Geschäften nachgeht, während der Dichter das Gerichtsgebäude stürmt, dem anonymen Geschäftsmann ins Ohr flüstert, in der Hauptstadt der Nation eine Kannibalendiät vorschlägt, im Oculus in der Nähe des World Trade Centers die Flucht ergreift und auf dem Times Square gegen die unerbittliche Flut der Menschheit anschwimmt.

Painted Flowers, Printed Leaves

Animation: Olaf Boqwist

Text: Robert W Monk

Deutschland 2023, 2:45 min

Der von minimalistischen Klängen begleitete lyrische Text beschreibt Jasmines Gedanken. Seit Tagen hat sie ihre kleine Wohnung nicht mehr verlassen. Sie beobachtet die Blumenmuster auf der Tapete, empfängt deren Botschaften. Die filmische Animation der Tapete illustriert Jasmines zunehmenden Wahn.

Fokstroty International: Troianker. Tiger Lilies

Animation: Sascha Conrad, Grycja Rd

Text: Raisa Troianker, Volodymyr Sosiura, Beatrix Koersten, Ulrike Almut Sandig

Ukraine 2023, 4:46 min

Raisa Troianker (1909–1945), eine Dichterin aus avantgardistischen Kreisen, kam aus einem jüdischen Schtetl zur ukrainischen Literatur. Sie soll einen Wanderzirkus verlassen haben, in dem sie als Tigerbändigerin arbeitete, wegen einer Affäre mit Volodymyr Sosiura – dem ukrainischen Meister der Liebestexte (der Titel enthält die Aufnahme seiner Originalstimme). Hier singen sie ein Duett. Dichterin und Performerin Ulrike Almut Sandig erstellt in Zusammenarbeit mit Yuriy Gurzhy die deutsche Version des Liedes (übersetzt ist das Gedicht von Beatrix Koersten).

Die Originalversion des Liedes ist Teil des FOKSTROTY-Albums von Serhiy Zhadan und Yuriy Gurzhy (2021), das der modernen ukrainischen Literatur gewidmet ist. Der Track enthält eine Aufnahme der Originalstimme des ukrainischen Dichters Volodymyr Sosyura, wie sie im Programm Poezija von Radio Kultura des ukrainischen Nationalrundfunks zu hören ist.

Kuratorin und Produzentin: Oksana Shchur

VOLL

Regie & Text: Jörg Piringer

Österreich 2022, 2:02 min

Voll gut.
voll spät.
voll arg.
voll neu.
voll schön.
voll lieb.
voll hart.
voll krass.
voll voll.

Ein film über das volle und das leere und alles dazwischen.

Wer, Wenn Ich Schrie

Regie: Gunter Deller

Text: Rainer Maria Rilke (1875-1926)

Deutschland 2024, 6:15 min

Zehn Jahre schrieb Rilke an der vollendeten Lyrik seiner Duineser Elegien. Währenddessen ereignete sich die Zerrüttung und Sprachlosigkeit des 1.Weltkriegs. In einer unruhigen Nacht verbrennt der Dichter die im Gefühl des Untergangs in einem Taschenbuch notierten Worte, nicht ohne sie zuvor in seinem „Testament“ bewahrt zu haben.

Für immer

Regie & Text: Christian Tung Anh Nopper

Deutschland 2023, 6:50 min

In dem experimentellen Kurzfilm „Für Immer“ versucht ein junger Deutsch-Vietnamese mit seinen Eltern zu kommunizieren. In der vietnamesischen Kultur wird selten über Gefühle gesprochen. Deshalb gibt der Hauptprotagonist mithilfe von tänzerischen Elementen Einblick in seine innere Gefühlswelt.

Oskar

Animation: Max Vannienschoot

Text: James P. Honey

Kanada 2022, 9:00 min

Auf seinem Motorrad rast Oskar durch ruhige Landschaften entlang der Nordsee, in der Hoffnung, einem Sturm zu entgehen, der sich über dem Horizont abzeichnet. Erschöpft von der Flucht, hält er an einem weitläufigen und hellen Strand, um den Komfort einer Zigarette zu genießen, während er seine Optionen und die Reise, die vor ihm liegt, überdenkt. Aber diese Pause ist nur von kurzer Dauer – das turbulente Wetter hat ihn bereits eingeholt. Und so beschließt er, umzudrehen und sich der Gegebenheit zu stellen. Als der Sturm tobt, wird er von seiner Dunkelheit umgeben. Wird er in der Lage sein, den Weg zurück zum Licht zu finden?