Wettbewerbsfilme
Für den 8. Weimarer Poetryfilm-Preis wurden 578 Kurzfilme aus 60 Ländern eingereicht. Die Programmkommission hat 14 Filme für den Wettbewerb nominiert.
Die Playlist ist vom 19. bis 31. Mai abspielbar.

Dear Mahsa
Animation: Martin Pflanzer
Text: Ayeda Alavie
Deutschland 2022, 5:15 min
Ausgehend von der Ermordung der 22-jährigen Mahsa Jina Amini durch die iranische Sittenpolizei zeigt der Film die schreckliche Frauen- und Menschenrechtslage seit der Islamischen Revolution im Iran. Die handgezeichnete Animation illustriert ein Gedicht der Autorin Ayeda Alavie.

Click-click, tick-tick
Regie: Martina Pfaff
Text: Sylvia Plath (1932-1963)
Deutschland 2022, 3:04 min
Musikvideo zu Ella Milch-Sheriffs Lied-Komposition für Mezzosopran und Klavier nach einem Gedicht von Sylvia Plath.
Die Zeit läuft, die Gedanken rasen, Lebenszeit verrinnt: tritt die Protagonistin in Sylvia Plaths Gedicht auf der Stelle oder stemmt sie sich dagegen? Ihre Einsamkeit und Verzweiflung werden spürbar, aber auch die Kraft, mit der sie dagegen anrennt.
Mit Uta Christina Georg | Mezzosopran.

For the Skeptical
Regie & Text: Dawn Westlake
USA 2022, 3:14 min
In Demokratien mit Meinungsfreiheit wird einfachen Bürgern ein besonderer Schutz gewährt. Im Informationssektor geht diese Freiheit jedoch mit einer sehr gravierenden Verpflichtung einher. Die Anführer der Gesellschaft und die Presse, die über sie berichtet, sollten so gut es geht nach Wahrheit streben; nicht aufhetzen oder amüsieren, sondern erklären und bilden. Leider stehen die Informationsanbieter unter immer neuem Druck, Erhitzungen zu liefern, anstatt zu erhellen, denn schnell ändern sich Technologien und Einnahmequellen. Doch trotz dieser Drift, der wirtschaftlichen und kulturellen, wird eines immer zählen: die Wahrheit.

Morning Times
Regie: Leang Ren Ong
Text: Dr. Tan Chee Lay
Seit den Gründungsjahren Singapurs sind Nachrichten Teil der Kultur der lokalen chinesischen Gemeinschaft, insbesondere ihrer morgendlichen Routine. Der Wandel der Zeit holte die verstockte Form der Nachrichtenpräsentation ein. Der Film würdigt den allerletzten Tag der gedruckten Nachrichten, ein Ereignis, mit dem wir vertraut sind, in den Augen der Gemeinschaft, die sich an die neue Ära anpassen muss.

Wind whisperer
Animation & Text: Fernanda Caicedo
Ecuador 2022, 6:30 min
Am Ende des Horizonts wird eine singende Zikade geboren. Ihr Flug ist kurz, doch ihr Gesang ist ewig.

Soaked In
Animation & Text: Shiyu Tang
China 2022, 4:45 min
An einem feuchten und warmen Ort existierte ich.
Die weißgewaschene „Geschlechtsselektion“ findet in zwei unterschiedlichen Räumen statt, in denen sich Zufriedenheit und Verzweiflung mischen.

sentences
Regie & Text: Cia Rinne
Deutschland 2022, 2:09 min
„sentences“ basiert auf Sätzen aus dem gleichnamigen Buch von Cia Rinne. In „sentences“ ist es der Satz als sprachliche Einheit selbst, der seinen Zweck und seine Stellung reflektiert. Dieser Satz sucht den idealen Leser. Dieser Satz ist ein lebenslanger Satz. Dieser Satz wünschte, er wäre von jemand anderem geschrieben worden. „sentences“ erschien 2019 als Künstlerbuch in einer Auflage von 100 Exemplaren bei Forlaget Gestus in Kopenhagen und wurde 2021 für den Künstlerbuchpreis Prix du livre d’artiste Bob Calle nominiert. Für das Video wurde der Text leicht angepasst.

When it feels hot, that rage against me
Regie: Helmie Stil
Text: Rebecca Goss
Großbritannien 2022, 2:19 min
Der Poesiefilm handelt von dem Übergang vom Mädchen zur Frau aus der Perspektive einer Mutter, die ihre Tochter beschützen, sie aber gleichzeitig loslassen will.
Rebecca Goss‘ Gedicht „When it feel hot, that rage against me“ wurde im April 2022 mit dem Sylvia Plath Prize ausgezeichnet. Für das Sylvia Plath Literary Festival im Oktober 2022 wurde es von Helmie Stil von PoetryCinema und The Poetry Society als Poesiefilm umgesetzt.

Three Cypresses
Animation: Zeynep Sila Demircioğlu
Text: Nâzım Hikmet (1902–1963)
Türkei 2020, 1:23 min
Das Gedicht des kommunistischen Dichters und Schriftstellers Nâzım Hikmet Ran „Üç Selvi“ handelt von drei Zypressen. In seiner metaphorischen Erzählung leben Bäume zunächst im Einklang mit der Natur. Nach ihrer Zerstörung ist die Lebensfreude verflogen und der Welt wird der Klang von Zypressenblätter entzogen. Obwohl Hikmet das traurige Gedicht im Jahr 1933 schrieb, können die Lesenden unterschiedliche Bedeutungen und Feinde finden, wenn sie die dunkle Seite des türkischen kollektiven Gedächtnisses betrachten.

Winternight
Animation: Charles Badenhorst
Text: Eugene Marais (1871–1936)
In Eugene Marais Gedicht „Winternag“, geschrieben in Südafrika während des Burenkrieges, beschreibt er den perfekten Wintermorgen, beschwört und schafft Bilder von einem ruhigen Tag auf dem Veld, die Art der Ruhe, die man nur an einem Wintermorgen auf dem afrikanischen Veld findet. Aber innerhalb dieser Ruhe liegt Gefahr und auch Traurigkeit, die Traurigkeit eines verlorenen Lebens. Auf dem Veld herrscht Gefahr und Krieg.

Fabien, auxiliaire de vie
Regie: Pierre Guiho
Text: Alphonse de Lamartine (1790-1869)
Frankreich 2021, 10:00 min
Fabien ist Pfleger in einem Wohnheim für pflegebedürftige Personen. Unter anderem liest der junge Mann Herrn Verdier vor, einem Mann, der weder spricht noch läuft. Eines Tages, während er ihm Gedichte vorliest, bemerkt Fabien, dass die Augen seines Zuhörers auf einigen Teilen seines Körpers verweilen. Aus einem Impuls heraus schlägt er vor, mit ihm spazieren zu gehen…

Tutopique #Spleen
Regie & Text: Maurice Huvelin
Frankreich 2021, 2:00 min
TUTOPIQUE ist eine Reihe von wunderbaren utopischen Tutorials und albernen kleinen Tricks, um zu lernen, wie man sich eine weniger paradoxe und schrecklich glücklichere Welt vorstellen kann.

Know
Regie: Ralitza Toneva, Spartak Yordanov
Text: Radoslav Chichev
„Know“ ist nach dem gleichnamigen Gedicht von Radoslav Chichev ein Teil des Videotriptychons „Other Light“, das auf zeitgenössischer bulgarischer Poesie basiert. Die Arbeit erforscht die assoziativen Bewegungen zwischen Text, Ton und Bild in Wort, Rhythmus, Stimme, Timbre, Substanz, Farbe und Komposition. Licht ist ein Bauelement der abstrakten Komposition, sowie ein Leitfaden der Poesie.
Die Bilder entstanden durch filmische Experimente mit Flüssigkeiten, Pigmenten, Stoffen und diversen Materialien.

The blind work / Il lavoro cieco
Animation: Gianluca Abbate
Text: Lello Voce
Italien 2020, 6:00 min
Ausgehend von dem berühmten Slogan der politischen Aufstände 1977 in Italien „Arbeite weniger, arbeite für alle“ hat sich eine lange und komplexe Reflexion über die visuelle und musikalische Poetik über die Bedeutung von Arbeit heute entwirrt, in einer prekären Welt von Rechten über Privilegien, Freiheitshoffnung bis zur Gewissheit der Sklaverei.