Deutschsprachige Poesiefilme

Die Auswahl deutschsprachiger Filme unterstreicht die Bedeutung, die der Poesiefilm im Genre des Kurzfilms erlangt hat, und stellt die Bandbreite vor, mit der zwischen Film und Lyrik experimentiert wird.

Screening
Fr. 23.05.2025, 15:30 Uhr

im Mon Ami Kino

Es ist halt ein riskanter Seiltanz

Regie: Antonia Jungwirth & Fiona Schiffer

Text: Fiona Schiffer

D 2024, 7:01 Min

ES IST HALT EIN RISKANTER SEILTANZ lässt Grenzen zwischen Individuum und Umwelt, Sprach- und Bewegtbild verschwimmen. Die Kunstfi gur ME, Prototyp der Suchenden, die in einer Welt der Sinnleere und Ein drucksfülle Mühe hat, ihren Platz zu finden, fungiert als Bin deglied zwischen Realität und abstrakten Fluchtpunkten. Spieltrieb und Naivität werden zur Handlungsmaxime, Grünflächen tarnen sich als Natur und immer schwingt in pinkem Plüsch-Outfit eine Spur von Ein samkeit mit.

Lila Katze

Regie: Josua Graf

Text: Micha Kunze

D 2024, 4:46 Min

Ein Poet sitzt in dem Raum, den er sich selbst gebaut hat. Eine Schreibmaschine, Kerzenlicht, ein Sofa – auf den ersten Blick: ein Rückzugsort. Vielleicht sogar ein Ort der Inspiration. Doch er ist nicht allein. Immer wieder macht sich ein seltsamer Gast bemerkbar: eine lila Katze. Kein Tier aus Fleisch und Fell, sondern eine wabernde Präsenz. Sie zeigt sich nie ganz, und doch ist sie in jedem Detail versteckt. Ein violetter Lichtschimmer hier, ein leiser Farbwechsel da. Nach und nach verändert sich der Raum. Das Gelb verblasst. Lila sickert ein – Tropfen für Tropfen, Bild für Bild. Die Katze ist nicht real. Und doch ist sie da. Sie hat die Form des Unausgesprochenen. Und sie reißt Stück für Stück das Setting und den Poeten an sich. Lila Katze ist eine stille, poetische Studie über Einsamkeit und innere Kämpfe – und ein Sinnbild dafür, wie schleichend und nachhaltig Isolation in das Leben treten kann.

eigentlich

Regie: Gabriele Nugara

Text: Paula Jänig

D 2024, 3:34 Min

Die Worte der Dichterin Paula Jänig führen uns durch ein urbanes Szenario, das Verlassenheit und Trostlosigkeit heraufbeschwört, während ein Junge, der den Titel „eigentlich“ verkörpert, sich mit der Suche nach einem Stück Landschaft auseinandersetzt, auf dem er Wurzeln schlagen und sich verpflanzen möchte.

burak

Regie: Sami Morhayim

Text: Ozan Zakariya Keskinkılıç

D 2024, 4:18 Min

In seinem Gedicht „burak“ beschwört Ozan Zakariya Keskinkılıç eine geheimnisvolle Atmosphäre herauf, in der queeres Begehren, sakrale Bildwelten und die Auflösung der Grenzen zwischen Natur und urbanen Räumen aufeinandertreffen. Der Film fängt die Suche der Protagonist*innen in einer rätselhaften Stimmung ein, die von Neugier und Sehnsucht geprägt ist, und lädt zu Reflexionen über die Schnittstellen des Heiligen, Sinnlichen und Surrealen ein.

13 Gedichte von Robot Gernhardt

Regie: Markus Kempken

Text: Kathrin Passig

D 2025, 4:57 Min

Kathrin Passig creates poems following a verse by Robert Gernhardt, with some help by ChatGPT which plunders the texts of the world. The animation recycles wood engravings from 1900. Very sustainable!

Zwischen uns

Regie & Text: Arzije Asani

Schweiz 2025, 4:40 Min

In poetischer Sprache erzählt der Text von einer Mutter, die das bewegte Innenleben ihrer Tochter begleitet – einer jungen Frau, die sich von Traditionen löst, um Freiheit, Selbstliebe und Sinn zu finden. Auf ihrem Weg stellt sie Ehe, Glauben und Rituale infrage, doch in Momenten des Zweifelns sucht sie stets den Weg zurück zu ihrer Mutter. Trotz aller Konflikte und Spannungen bleibt diese eine stille Konstante, ein ruhiger Anker inmitten der stürmischen Selbstsuche der Tochter.

Gedicht ohne uns

Regie: Jenny Dam

Text: Clemens Schittko

D 2025, 8:09 Min

Der Animationsfilm »Gedicht ohne uns« nach dem gleichnamigen Gedicht von Clemens Schittko ist eine Meditation über das Verhältnis von Natur und Kultur; über das Benennen, Systematisieren und Kartografieren von Landschaft; ein sanfter Blick auf eine sich selbst überlassene Welt und eine sprach-magische Beschwörung der Spree mit ihren Zuflüssen und Seitenarmen. Die Filmbilder sind handgemalt mit Eitempera.

Was da vor sich geht

Text: Guenther Kaip

Produktion: Wolfgang Herbst

Österreich 2025, 3:48 Min

Der Film versteht sich als ein Experiment in mehrerer Hinsicht. Erstens ist es der Versuch, einen sehr abstrakten, literarischen Text zu illustrieren. Zweitens wurden mehrere Interpretationen dieses Textes simultan übereinander gelegt. Drittens ging es darum, eine neue mediale Form der Literaturvermittlung zu erproben, die vielleicht auch geeignet sein könnte, ein jüngeres Publikum anzusprechen, das sich ansonsten eher nicht mit solchen Texten auseinandersetzen würde.

Vor dem Fenster

Isabella Marquart

D 2024, 3:03 Min

„Vor dem Fenster“ ist ein lyrischer, analog animierter Kurzfilm der Animatorin Isabella Marquart (2024). Die Geschichte entspinnt sich rund um die Rechtecke, die die Protagonistin sieht, wenn sie – nach Worten ringend – auf die Hauswand hinter ihrer Therapeutin blickt. In reduzierten, fließenden Bleistiftzeichnungen und bruchstückhaften Collageelementen in Legetrick-Technik nimmt der Film uns mit in die Gedankenwelt einer Person, die beginnt, ihre Ängste und Muster zu erkennen und zu ordnen.

Glasout

Regie: Mert Akbal

Text: Andreas H. Drescher

D 2025, 1:56 Min

Der Film Glasaus ist eine Dekonstruktion von Liebes-Idealen. Die Wiederholungen, die hörbar gemacht werden, gehen gegen das Nichts an, streifen über den Versuch einer Zweisamkeit und enden wieder im Nichts. Sehnsüchte von einer Körperlichkeit, von einer Geistigkeit zur anderen gewinnen Struktur, finden sogar ins Dialogische hinein, verlieren sich jedoch wieder. Doch die gemeinsamen Sehnsüchte rhythmisch zu artikulieren reicht nicht aus, um der Entfremdung zu entgehen. Auch optisch behält das Glas, die Trennlinie zwischen Individuum zu Individuum, schließlich die Oberhand. Von Anfang an ist das Menschliche, wie etwas ein Auge, lediglich glasgeblasen und die Szenerie weitet sich nicht Physi-sche, sondern ins Architektonische, Figuratives wird versucht, verharrt jedoch in der Dinglichkeit.

klangfarbe des zufalls

Animation & Text: Jörg Piringer

Österreich 2025, 3:25 Min

ein film über den klang des zufalls. rauschen. in allen formen.

zeit sei möglicherweise
nur eine illusion
unserer beschränkten wahrnehmung
das ergebnis verschränkter systeme

 

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